Pflegeberufe gelten nach wie vor als klassische Frauenberufe. Aktuelle Zahlen für das Saarland zeigen: Rund 81 Prozent der Pflegekräfte sind Frauen, nur etwa 19 Prozent Männer. Diese deutliche Schieflage ist kein Zufall, sondern das Ergebnis tief verwurzelter gesellschaftlicher Stereotype und struktureller Hürden.

©📷 Krankenhaus der Stadt Dornbirn
Warum ist das so?
Pflege wird traditionell mit Eigenschaften wie Fürsorglichkeit und Empathie verbunden – Qualitäten, die in unserer Gesellschaft meist Frauen zugeschrieben werden. Jungen fehlt es oft an männlichen Vorbildern in der Pflege, was die Identifikation mit dem Beruf erschwert. Hinzu kommen Vorurteile über schlechte Bezahlung, hohe Belastung und geringe Karrierechancen. Viele Männer sehen sich zudem als Hauptverdiener der Familie – ein Anspruch, der mit den Gehältern im Pflegebereich schwer zu erfüllen scheint.
Was hat sich verändert?
Es gibt positive Entwicklungen: Der Anteil männlicher Auszubildender in Pflegeberufen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, 2021 lag er bei etwa 26 Prozent. Große Kliniken setzen gezielt auf Programme wie den Boys’ Day, um Jungen für Pflegeberufe zu begeistern und Klischees abzubauen. Auch Ausbildungsmessen und spezielle Informationsveranstaltungen richten sich mittlerweile verstärkt an Männer.
Brauchen wir mehr Männer in der Pflege?
Die Meinungen gehen auseinander. Viele Expertinnen und Experten betonen, dass das Geschlecht zweitrangig ist – entscheidend sei die Gesamtzahl an qualifizierten Pflegekräften. Dennoch zeigen Erfahrungen, dass gemischte Teams Vorteile bringen: Sie fördern ein breiteres Spektrum an Perspektiven und können das Arbeitsklima verbessern. Für manche Patienten ist es zudem angenehmer, von einer Person gleichen Geschlechts gepflegt zu werden, besonders in sensiblen Situationen.
Wege aus dem Fachkräftemangel
Um den Personalbedarf zu decken, setzen Einrichtungen auch auf Umschulungen, etwa für ehemalige Industriearbeiter, und auf die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Die Gehälter in der Pflege sind in den letzten Jahren gestiegen, liegen aber weiterhin unter dem Durchschnitt vieler anderer Branchen. Verbesserte Arbeitsbedingungen, flexiblere Arbeitszeiten und bessere Karrierechancen könnten helfen, den Beruf für alle Geschlechter attraktiver zu machen.
Fazit
Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Pflege kann nicht nur das Berufsfeld bereichern, sondern auch die Attraktivität des Berufs insgesamt steigern. Entscheidend bleibt aber: Wir brauchen mehr engagierte Pflegekräfte – unabhängig vom Geschlecht. Es ist Zeit, alte Klischees zu hinterfragen und gemeinsam neue Wege zu gehen.
Das Lausitzer Frauen Netzwerk setzt sich für die Überwindung traditioneller Rollenschemen und Gleichberechtigung im Beruf ein. Dazu gehört auch, dass wir offen sind für Männer in frauendominierten Berufen.